The True Artist Helps The World By Revealing Magick Truths

Ausstellung im D21 Kunstraum

Künstler: Craig Baldwin (US), Bo Christian Larsson (SE), Alice Cannava | Occulto Magazine (DE), Johan Thom (ZA), Suzanne Treister (UK), Peter Wächtler (DE)

21. Juli bis 21. August 2011

Ausstellungsansicht, Foto: Denis Bury

Vielleicht ist es nicht falsch, Phänomene übersinnlicher Wahrnehmung, okkulte Lehre, Spiritismus, Millenarismus, Telekinese, Parapsychologie und so weiter als Unfug abzutun. Eine aufgeklärte Selbstsicherheit, die diese Phänomene als Aberglauben und Ammenmärchen ignoriert, macht sich jedoch blind für ihre Historizität, ihre komplexe Sozialgeschichte und die verdeckten Triebkräfte ihrer Faszination. Ein für alle mal vom Aufstieg der Naturwissenschaften und der Industrialisierung entmündigt, bildeten okkultistische Strömungen, Relikte vormoderner Weltsichten und traditionelle Motive der Religion, allen voran das Apokalyptische, seit dem 19. Jahrhundert einen „Underground of Europe“ (James Webb) häretischer religiöser Positionen, erfolgloser sozialer Pläne und zurückgewiesenen Wissens, aus dem eine Art okkultistische Internationale entstand.

In ihr eine Verweigerung zur Aufklärung zu sehen, greift zu kurz. Helena Petrovna Blavatskys (1831-1891) Theosophische Gesellschaft lieferte ein globales Glaubensbekenntnis der „Universal Brotherhood of Humanity without distinction of race, creed, sex, caste or color“ im Zeitalter überbordenden Rassismus. Aleister Crowleys (1875-1947) zentraler Gesetz („Tu, was du willst, soll sein das ganze Gesetz.“) und Magick („Die Kunst und Wissenschaft, die Welt in Übereinstimmung mit dem Willen zu formen“) erscheint wie ein ausgeklügeltes und reguliertes Emanzipationsprogramm, dass keine äußeren religiösen und weltlichen Autoritäten mehr anerkennt. Seine Drogenexperimente und kollektiven Sexualrituale lassen in ihm einen Ahnen des selbstbestimmten Hedonismus erkennen, der alle popkulturellen Jugendbewegungen der vergangenen sechzig Jahre prägte.

Bei weitem eint die Geisterseher und Magiker nicht die Ablehnung der Moderne. Oft nutzten sie neueste Technologien wie Radio, Fotografie und Magnetbänder um die Bereiche rational empirischer Forschung auf unbekannte, als übernatürlich geltende Erscheinungen auszudehnen. Mit Jack Parsons (1914-1952) verfügen die Okkultisten über einen Pionier der US-Raumfahrt in ihren Reihen. Statt im Okkulten und Spirituellen ein Kontrastprogramm zu Rationalismus und Materialismus zu sehen, lassen sich rückblickend in ihnen Möglichkeitsräume für die Bearbeitung fragwürdig gewordener Auffassungen von Körper und Materie, Seele und Geist, Krankheit und Gesundheit, Tod und Leben, Individualität und Gemeinschaft, geschlechtlichen Rollen und künstlerischer Produktion entdecken.

Somit erklärt sich auch die Faszination zahlreicher Avantgardekünstler für diese Lehren, die entscheidende Impulse für moderne Ästhetiken gaben, denn auf der Suche „nach einer neuen Sprache“ bot sich hier Raum für die Erfahrung von Passivität in der künstlerischen Schöpfung, die autororientierten Theorien verschlossen blieben. Sind sich die Erkenntniswege des Künstler und Mystiker so fremd? Setzen nicht beide auf das Subjekt als unverzichtbare Variable des Erkenntnisprozesses und meinen in der Kontemplation die Wahrheit zu erkennen?

Unterschiedliche Positionen zeitgenössischer Kunst gehen in der Ausstellung „The True Artist Helps the World by Revealing Magick Truths“ dem Okkulten in der Kunst und den Spuren okkulten Denkens in der Gegenwart nach.

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Craig Baldwin (US)

Craig Baldwin - Mock Up On Mu, Film, 110 min, 2008 (Installationsansicht), Foto: Denis Bury

Als Mix aus Spionage-, Western und Horrorfilmen verbindet die essayistische Collage „Mock Up On Mu“ (2008) in Spielfilmlänge wahre Geschichten aus Kaliforniens Nachkriegssubkulturen. Der US-amerikanische Experimentalfilmer Craig Baldwin erzählt mit Filmschnipseln aus billigen Serien, aus Industriefilmmaterial u.a. der NASA, aus zweitklassigen Science-Fiction- und Horror-Streifen und mit Auszügen aus alten Hollywoodfilmen eine Geschichte um drei Visionäre: den Raketenforscher und Magicker Jack Parsons (1914-1952), die Schauspielerin Marjorie Cameron (1922-1995) und den vom Science-Fiction-Autor zum Scientology-Gründer aufgestiegenen L. Ron Hubbard (1911-1986). Hubbard war in den 1940ern einer der illustren Gäste in Parsons Haus in Pasadena, wo letzterer die Agape-Loge des britischen Okkultisten Aleister Crowleys (1875-1947) Ordo Templis Orientis führte. Gemeinsam haben sie in magischen Ritualen die Hure Babalon angerufen. Kurze Zeit später taucht Cameron in dem Haus auf. Parsons sah in ihr Babalon. Während er und sie in sexualmagischen Ritualen versuchten ein von Crowley inspiriertes „Moon child“ zu zeugen, betrügt Hubbard Parsons um viel Geld und seine Frau Sarah Elizabeth Northrup. In Baldwins Version plant Elron (Hubbard) einen Vergnügungspark auf dem „Mu“ genannten Mond, benötigt dafür aber eine Raketenabschussrampe in Las Vegas. Er sendet Agent C (Cameron), nach dem er sie einer Gehirnwäsche unterzogen hat, zur Erde um einen Vertrag mit der personifizierten US-Rüstungfirma Lockhead Martin zu erpressen. Sie ist ebenso beauftragt Parsons ausfindig zu machen, der nach seinem inszenierten Tod in den Untergrund gegangen ist, um mit Solarenergie zu experimentieren. Die Geschichte entwickelt sich zu einer Farce über die Militarisierung des Alls und die Industrialisierung von spiritueller Erfüllung und Freizeitvergnügen. Baldwin nutzt dafür auch Originalaufnahmen von Cameron aus dem Film „Night Tide“ (1961), in dem sie neben Dennis Hopper eine Meereshexe spielt, und aus Kenneth Angers „Inauguration of the Pleasure Dome“ (1954), eine der ersten unabhängigen Hollywoodfilme überhaupt. Das Mysterium um Scientology geradezu verhöhnend, referiert der Filmtitel „Mock Up on Mu“ auf scientologischen Sprachgebrauch, in dem „Mu“ die Bezeichnung für „missverständliches Wort“ und „Mock up“ für „ideologische Täuschung“ ist.

Alice Cannava | Occulto Magazine (DE)

Alice Cannava - untitled (Occulto Issue Zero), 2009 und photo novel No. 1 (Occulto Issue Zero), Foto: Denis Bury

Das von Alice Cannava und Irene Lumpa Rossi initiierte, in Berlin erscheinende Occulto Magazine beleuchtet außergewöhnliche Fakten und mysteriöse Praktiken. Artikel über Astronomie, Mathematik, Religion und parawissenschaftliche Theorien ebenso wie Beiträge über künstlerische Projekte sind in einem Hochglanzmagazin zusammengebunden, das erstmals im Oktober 2009 als selbstproduzierte Experiment erschien. Es sind merkwürdige Geschichten mit eigenartigen Wendungen, die dem Leser hier erzählt werden, wie das kurze und tragische Leben eines jungen französischen Republikaners in der post-Napoleon Ära. Oder die Geschichte des amerikanischen Schülers vom Beginn des 20. Jahrhundert, der ein unendliches, nicht entzifferbares Archiv an unerklärlichen Fakten, Produkt seiner großen Sammelleidenschaft, hinterließ. Was würde passieren, wenn wir dem englischen Schriftsteller, der versucht die Menschen davon zu überzeugen, dass die Welt eigentlich in den Händen von fremdartigen Reptilien liegt, Glauben schenken würden? Erforscht werden hier unkonventionelle Möglichkeiten zur Popularisierung der Wissenschaft, indem sie mit anderen Disziplinen wie der bildenden Kunst oder der Parawissenschaft kombiniert werden. Schließlich sei die beste Strategie gegen vernünftige Meinungen und siegreiche Kompetenz, sie aus dem Konzept zu bringen, so die Herausgeberinnen des Magazins. Und so bezeichnet sich das Occulto Magazine bereits in der ersten Ausgabe als ein verkleideter Scherz, verkleidet als Magazin, denn „if it is true that where the light is brightest is where the Fecal secretly rules, then we must look elsewhere.“ Cannava präsentiert als Referenz einen Musterbogen und Bilder eines von ihr manipulierten Siebziger-Jahre-Fotoromans, den sie einen Mathematikthriller umdeutete. Diese Bilder begleiteten in der nullten Occulto-Ausgabe ihren Essay über Évariste Galois (1811-1832), einen leidenschaftlicher Republikaner und genialen Mathematiker, der trotz seines 20 Jahre kurzen Lebens die Jahrhunderte lang gesuchte Lösung der algebraischen Gleichung fand.

Bo Christian Larsson (SE)

Bo Christian Larsson - Violence is Golden, 2009, Holz, Messingglocke, Courtesy Steinle Contemporary, Foto: Denis Bury

Ein scheinbar bis zur Giebelkante im Boden versunkenes Holzhaus wird von zahlreichen Kreuzen durchbohrt. Die Installation „Violence is Golden“ (2009) des schwedischen Künstlers Bo Christian Larsson weckt Assoziationen an eingeschneite Gebäude im nordischen Winter. Die warme Monochromie des unbehandelten Holzes vermittelt Natürlichkeit, Erdverbundenheit, Einfachheit. Das Werk verstört aber auch angesichts seiner (mindestens) doppelten Konnotation: Das Schützende, Heimelige, was ein Wohn-Haus vermittelt, wird gewaltsam zerstört durch die schwertergleich eindringenden Kreuze, die, mittels Scheinwerfer in theatralisches Licht getaucht, übergroße Schatten an die umliegenden Wände des Ausstellungsraumes werfen. Das Kreuz, ein potentiell Unheil Abwehrendes Zeichen, wird hier zum Marterwerkzeug. Heimeligkeit wird zu Un-Heimeligkeit. „Das germanische Wort ‘heim’ bedeutet soviel wie ‘Haus, Wohnort, Heimat’, damit ist gleichfalls ‘Vertrautheit’ impliziert. ‘Heimlich’ meint den Rückzug, das sich Verbergen im Haus. ‘Unheimlich’ das Gegenteil, also den Mangel an Vertrautheit, Mangel an ‘Haus’, Unbegründbarkeit.“ (Wolfgang Fetz)

Bo Christian Larsson - Zeichnung aus der Reihe: Ghost of Greta Garbo, 2009, Acryl und Offset-Druck, Courtesy Steinle Contemporary, Foto: Denis Bury

Bo Christian Larsson geht in seinen Arbeiten meist von der Zeichnung aus. Sie bilden sein Bildreservoir, aus dem heraus er seine Performances, Videos, Objekte und Installationen entwickelt. Offensichtliche Symbolik mit zahlreichen Referenzen auf seine skandinavische Heimat mit ihren weiten Landschaften und Nadelwäldern, mit vereisten Seen und Schneefeldern, schimmern in vielen seiner Werke hervor. In der Ausstellung ist eine Zeichnung aus der Reihe „Ghost of Greta Garbo“ (2009) zu sehen, ein übermaltes Porträt der bis heute legendären Hollywooddiva.

Johan Thom (ZA)

Johan Thom - illumination, 2010, Videoloop auf DVD, 21:42 min (Installationsansicht), Foto: Denis Bury

Für den südafrikanischen Medien- und Performancekünstler Johan Thom ist die Vergangenheit wie eine Vielzahl von Gespenstern, die die aktuellen Beziehungen zwischen Individuen und Räumen beeinflussen. Diese Gespenster können nicht ruhiggestellt werden. Wir sollten sie nicht als Komplikation betrachten, sondern uns durch sie daran erinnern lassen, kreativ und aufgeschlossen gegenüber Dingen zu sein, die wir nicht verstehen – nicht alles als gegeben hinnehmen. In seinen symbolisch aufgeladenen, Riten ähnelnden Werken versucht er andersartige Erfahrungen zu Zeit und Raum zu schaffen. In einer Reihe von Arbeiten beschäftigt sich Thom mit dem Rohstoff Gold als Träger mythischer und spiritueller Bedeutungen ebenso wie als Träger ökonomischer Werte, die Motor für die Ausbeutung und Kolonialisierung der Neuen Welt war. Im Video „illuminations“ (2010) ruhen Thoms Arme in einer goldbeschichteten und mit Milch gefüllten Schüssel. Mit leisem Blubbern leert sich das Gefäß und langsam werden die ineinander verschränkten Hände und sich darin befindliche Gegenstände sichtbar, bevor sich die Schale wieder mit Flüssigkeit füllt. In seinen Händen erscheinen nacheinander Rasierklingen, ein Fisch, ein Krügerrand (südafrikanische Goldmünze), ein skelettierter Hasenschädel, eine keimende Blumenzwiebel, Früchte tragend Zweige des Korallenstrauchs, Nähzeug, ein Kompass und ein verknoteter Strick. Das gleichmäßige An- und Abschwellen der Milch, untermalt vom changierenden Goldton des Gefäßes, vermitteln eine kontemplative Stimmung. Die ähnlich einem Weissager präsentierten Gegenstände erfahren auf diese Weise eine symbolhafte Aufladung.

Johan Thom - Rabbit & Hat (for Mary Tofts 1701-1763), 2010, 206 mit Blattgold bedeckte Kaninchenknochen in einem Zylinderhut mit originaler Lagerverpackung (Made in Germany 1930), Foto: Denis Bury

Auch in „Rabbit & Hat (for Mary Tofts 1701-1763)“ (2010) referiert Thom auf die Praxis des Orakels: In zufälliger Anordnung liegen 206 vergoldete Kaninchenknochen in einem Zylinderhut. Das Kaninchen wird nicht aus dem Hut gezaubert, sondern dessen Knochen hineingeworfen, auf dass ein Kundiger mit ihrer Hilfe die Zukunft interpretiere. Der Titel spielt zudem auf eine kuriose Geschichte im England des frühen 18. Jahrhunderts an: Angeblich gebar die Dienstmagd Mary Tofts im Jahr 1726 Kaninchen, was ein enormes öffentliches und wissenschaftliches Interesse auslöste. Die Geschichte wurde schließlich als Betrug enttarnt und entfachte eine Diskussion über die Glaubwürdigkeit der Wissenschaftler, aber auch der noch jungen englischen Presse.

Suzanne Treister (UK)

Suzanne Treister - HEXEN 2039: new military-occult technologies for psychological warfare, a Rosalind Brodsky research programme, 2006, Buch, Poster und 9 Drucke, Foto: Denis Bury

„HEXEN 2039 – new military-occult technologies for psychological warfare“ ist ein fiktives Forschungsprojekt von Rosalind Brodsky, einem Alter Ego der britischen Künstlerin Suzanne Treister. Als Treister 1995 Brodsky schuf, gab sie ihr den Namen ihrer während des Holocaust ermordeten jüdisch-polnischen Großmutter. Rosalind Brodsky lebt im Jahr 2039 und reist im Auftrag des britischen Militärs für das „Institute of Militronics and Advanced Time Interventionality (IMATI)“ durch die Zeit, um parawissenschaftliche Untersuchungen zur Entwicklung bewusstseinskontrollierender Technologien für das britische Militär zu betreiben. Die Arbeit „HEXEN 2039“ ist in der nahen Zukunft angesiedelt, wobei die Informationen vorwiegend auf aktuellen Geschehnissen, wissenschaftlichen Forschungen und militärischer Historie basieren. In einem Netz aus Querverweisen enthüllt Brodsky Verbindungen zwischen okkultistischen Bewegungen mit der amerikanischen Unterhaltungsindustrie, diversen Geheimdiensten, dem britischen und amerikanischen Militär, Science-Fiction und neuropsychologischen Experimenten u.v.m. Treisters HEXEN-2039-Projekt umfasst Zeichnungen, Diagramme, Interventionen, einen Film, eine Webseite (www.hexen2039.net) und ein Buch. Erstmals wurde das Projekt 2006 gleichzeitig im CHELSEA Space, im Science Museum, im Warburg Institut, im British Museum, im Goethe Institut und in der Bar Ognisko Polskie in London gezeigt.

Peter Wächtler (DE)

Peter Wächtler - OMEN, 2005-08, Skulptur, Plott, Zeichnung und drei Videos: Killergame I, 2005; Exorzist, 2006; Killergame II, 2005 (Installationsansicht), Foto: Denis Bury

Mythen der Persönlichkeitsbildung durchziehen den Alltag unaufhörlich. Hollywood steigert diese Mythen ins Extreme – als Glücksversprechen eines gelungenen Lebens oder Horrorszenario, falls sich das Ich vom sozialen Korrektiv abspaltet. Die Frage nach dem Ende der Handlung wird da stets zur Frage nach der Voraussetzung, des Prequels. Wie wurde Bruce Wayne zu Batman, wie Hannibal Lector zum kaltblütigen Killer oder Anakin Skywalker zum gefürchteten Darth Vader? Der Hang zu Prequels lässt Filme wie „Batman Begins“, „Red Dragon“ oder „Star Wars I-III“ entstehen. Trauma, Schicksal, Bestimmung – Rein subjektorientierte Erklärungsmuster münden in irrationalen oder mythischen Narrativen, da die gesellschaftliche Universalität außer Acht gelassen wird. Ein Omen bezeichnet die Vorausschau auf ein zukünftiges Ereignis, eine Art Vorhersehung. Peter Wächtler interessiert der Übergang eines handlungsfähigen Konzepts in esoterische, übernatürliche Interpretationen. Das Individuum als beinah unmündig erklärend, werden Ursachen immer wieder im mythischen System gesucht, einer undurchschaubaren Konstruktion aus Symbolen, Astralkörpern und Geistern. Für ihn liegt dieser Übergang nicht außerhalb des Alltags, sondern innerhalb seiner Subszenen, seiner Mythen, zu entdecken auf Esoterikmessen, in Liverollenspielen oder im Fantasy-Geschäft. Drei Videos, eine Figur, ein Foto und ein Zeichnung verweisen in unterschiedliche Richtungen. Die Videos „Killergame“ I und II zeigen Szenen eines Liverollenspiels namens „Killer-Gamer“, welches in einer christlichen Jugendherberge in Hessen aufgeführt wurde. Zwei Ermittler verhören eine schizophrene Massenmörderin. An eine „Maschine“ angeschlossen erhalten die beiden Ermittler Zugang zu ihren Träumen. „Killergame II“ dokumentiert eine Lagebesprechung in dem Raum dieser Traum-Maschine, wohin sich die Ermittler, bedrängt von Geistern, zurückgezogen haben. Hier planen sie die Heilung der Mörderin durch ihren als Reinigungsprozess verschleierten Tod. Unterbrochen werden diese Rollenspielszenen durch Auszüge aus einem Vortrag des polnischen Exorzisten Mike P. auf den Esoterik-Tagen im Logenhaus der Berliner Freimauerer. Thema seines Vortrags sind „Die Fallen der geistig-seelischen Entwicklung und wie man sich davor schützt“. Der Exorzist erläutert, inwiefern der Mensch in seinem Körper gefangen ist und sich davon befreien kann, um in eine höhere Ebene aufzusteigen. Die Freiheit für das offenbar vollständig determinierte Individuum sei einzig und allein auf esoterischem Wege zu erlangen.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und das Kulturamt der Stadt Leipzig.

English information

The True Artist Helps the World by Revealing Magick Truths

An exhibition of D21 Kunstraum Leipzig

Artists: Craig Baldwin (US), Bo Christian Larsson (SE), Alice Cannava | Occulto Magazine (DE), Johan Thom (ZA), Suzanne Treister (UK), Peter Wächtler (DE)

July 21, to August 21, 2011

Perhaps it is not a mistake to dismiss paranormal phenomenon, occult teachings, spiritualism, telekinesis, para-psychology and so on as mere mischief. An enlightened self-awareness that rejects these phenomena as superstition and fairy tales blinds itself to their historicity, their complex social history and the hidden driving forces of their fascination. Since the 19th century, disenfranchised by the rise of natural science and industrialisation, occult currents, relics of pre-modern worldviews and traditional images of religion, particularly the apocalyptic, have formed an ‘Underground of Europe’ (James Webb) consisting of heretical religious positions, unsuccessful social plans and rejected knowledge. Out of this complex mix a kind of ‘international occult’ has arisen.

A refusal to see enlightenment in this international movement falls short. Helena Petrovna Blavatsky’s (1831-1891) theosophical society delivered a global message of the ‘Universal Brotherhood of Humanity without distinction of race, creed, sex, caste or color’ in a time of extreme racism. Aleister Crowley’s (1875-1947) central rule (‘Do what thou wilt shall be the whole law’) and Magick (‘The art and science of changing the world in accordance with the will’) appear as a sophisticated and regulated emancipatory program that no longer recognise external religious and secular authorities. As a result of his experimentation with drugs and sexual collective rituals, Crowley can be described as an ancestor of the self-directed hedonism that has marked all pop-cultural youth movements of the past sixty years.

However the mystics and magicians do not, by far, unite through a rejection of modernity. They frequently used the newest technology such as radio, photography and magnetic tape in order to expand the area of rational, empirical research into unknown territory and investigate the realm of supernatural phenomena. With Jack Parsons (1914-1952) the occultists had a pioneer of U.S. space travel within their ranks. Instead of seeing the occult and spiritual as a contrast program to rationalism and materialism, perhaps it is possible, in retrospect, to read them in terms of spaces that offer the possibility of processing concepts that have become questionable: Notions of body and matter, for example, or soul and spirit, sickness and health, life and death, individuality and community, gender roles and the exploration of artistic production.

This explains the fascination of many Avant-Garde artists for these ideas, ideas that produced decisive impulses for modernist aesthetics. Hence in their search for a ‘new language’ they were offered space to experience passivity in artistic creation that author-oriented theories were excluded from. Are the thought processes of artists and mystics so different? Do they not both position the subject as an essential variable in the cognitive process and believe that through contemplation they can recognise truth?

In this exhibition various positions within contemporary art will trace occult thought throughout history and into the present.

Funded by Kulturstiftung des Freistaates Sachsen and Kulturamt der Stadt Leipzig.